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erfüllen?
Ihre Enttäuschung wuchs. Die vergangene
Nacht, in der sie Paulo so nahe gewesen war,
hatte einen anderen Menschen aus ihr
gemacht. Doch nun bezweifelte Alyssa, dass
sich auch für ihn etwas geändert hatte.
Er nahm die Hand von ihrer Hüfte. Wir
sind beide erschöpft , sagte er und drehte
sich von ihr weg. Schlaf gut.
Alyssa betrachtete seinen Rücken und
lauschte dem Regen, der gegen das Fenster
trommelte. Sie war verwirrt und verletzt.
Denn sie hatte ihr Innerstes nach außen
gekehrt und Paulo tief in ihre Seele blicken
lassen. Er dagegen wollte noch immer nicht
vertrauensvoll mit ihr sprechen.
Ein unheilvolles Gefühl beschlich sie. Und
dann traf sie die Erkenntnis wie ein Blitz. Ihr
wurde klar, dass sie erneut einen Fehler
begangen hatte, einen verhängnisvollen
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Fehler: Sie hatte sich in Paulo Domingues
verliebt.
9. KAPITEL
Um zwei Uhr morgens lehnte Paulo sich ge-
gen die Wand der Terrasse, die sich an sein
Schlafzimmer anschloss. Das Gewitter war
abgeklungen, und der Geruch der feuchten
Erde und die drückende Luft lasteten auf
ihm. Trotz des Regens war es noch immer
heiß. Drinnen war es dank der Klimaanlage
angenehm kühl. Doch Alyssa schlief in
seinem Bett, und er wollte sie nicht wecken.
Paulo fühlte sich wie zerschlagen. Er hatte
Alyssa mit zu sich nach Hause genommen,
aber nicht damit gerechnet, dass ihre
Geschichte ihm so nahegehen würde. Doch
diese hatte in ihm das dringende Bedürfnis
geweckt, ihre Welt in Ordnung zu bringen.
Auch auf das bedingungslose Vertrauen, das
sie ihm entgegengebracht hatte, war er nicht
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vorbereitet gewesen. Und als Alyssa schließ-
lich ihrer wilden Seite freien Lauf gelassen
hatte, war es endgültig um seine Selbstbe-
herrschung geschehen gewesen.
Nachdem diese Mauer einmal durch-
brochen war, hatte er die Dinge nicht mehr
aufhalten können.
Unruhig ging er über die kleine Terrasse,
stützte sich aufs Geländer und betrachtete
das Wasser im Pool, dessen Oberfläche
zuckendes blaues Licht auf die Bäume warf.
Er hätte die Affäre mit Alyssa beenden sol-
len, als sie ihm immer wieder Fragen zu
seiner Familie gestellt hatte. Doch das hatte
er nicht fertiggebracht. Stattdessen war er so
dumm gewesen, ihr von seinem Streit mit
Marcos zu erzählen. Aber auch das war ihr
nicht genug gewesen. Und je mehr er gab,
umso mehr wollte sie. Sie ließ einfach nicht
locker. Aber je mehr sie drängte, umso mehr
erinnerte sie ihn an Bianca.
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In dem einen Jahr ihrer Ehe hatte Bianca
ihre Bedürfnisse und Ansprüche immer en-
ergischer zum Ausdruck gebracht. Schließ-
lich hatte er geglaubt, in der Beziehung zu
ersticken. Genau dieses Gefühl hatte er jetzt
auch wieder.
Paulo sank auf einen Stuhl und rieb sich
das Gesicht.
Die Sache mit Alyssa war aus dem Ruder
gelaufen und viel zu intensiv. Er musste
wieder zu Atem kommen und auf Abstand
gehen. Mit etwas Glück könnten sie dann zu
der unverfänglichen Affäre zurückkehren,
die er ursprünglich im Sinn gehabt hatte.
Und wenn es Alyssa nicht genügte, war es
für ihn an der Zeit weiterzuziehen.
Drei Tage später saß Alyssa mit einem
Whisky in der Hand auf ihrem Sofa. Seit der
Artikel über den Hochzeitsempfang er-
schienen war, konnte sie sich vor Anfragen
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kaum noch retten. Über diese Ablenkung
war sie sehr froh.
Paulo hatte ihr gesagt, sie sollte sich bei
Charles melden, falls es irgendwelche Schwi-
erigkeiten gebe. Dann war er nach Boca
Raton gefahren, um sich ein zum Verkauf
stehendes Hotel anzusehen. Nachmittags
hatte er dann angerufen und sie gebeten,
sich am nächsten Tag mit ihm in Nicks Club
zu treffen. Bei dem kurzen Gespräch war er
sämtlichen Fragen ausgewichen.
Jetzt, da Paulo endgültig von ihren
Fähigkeiten als Veranstaltungsplanerin
überzeugt zu sein schien, lief bei der Arbeit
alles so gut. Sie hatte sich ihren Traum er-
füllt. Warum hatte sie alles zunichtemachen
müssen, indem sie sich in einen Mann ver-
liebte, der vom Heiraten nichts mehr wissen
wollte?
Paulo hatte ihr zwei Wochen Spaß und Sex
geboten, und jetzt wollte sie mehr. Doch
zwischen unverfänglicher Affäre und für
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immer klaffte ein unüberbrückbarer
Abgrund.
In diesem Moment klopfte es, dann
öffnete ihre Mutter die Tür. Sie hatte als Ein-
zige einen Schlüssel zu Alyssas Apartment.
Oh, da bist du ja. Cherise Hunt schloss
die Tür und warf die Schlüssel auf einen Ses-
sel. Ich bin im Samba Hotel vorbeigefahren
und wollte wissen, ob du dein Abendessen
schon geplant hast &
Als ihr Blick auf Alyssas Glas fiel, unter-
brach sie sich. Ich glaube, ich werde dir
Gesellschaft leisten.
Cherise holte sich ein Glas aus der Küche,
ließ sich neben ihr aufs Sofa fallen und
schenkte sich auch ein. Also, was ist los? Es
ist sechs Uhr, du bist schon zu Hause und
trinkst Whisky. Forschend betrachtete sie
sie. Du wirst doch wohl nicht zur Alko-
holikerin? Ohne eine Antwort abzuwarten,
stellte sie die Flasche schwungvoll wieder ab.
Also, ich würde bei deinem Arbeitspensum
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auch zur Flasche greifen. Übrigens hat mir
eine Freundin von einer tollen neuen
Entzugsklinik erzählt &
Mom , fiel Alyssa ihr ins Wort. Ich bin
keine Alkoholikerin.
Was ist dann das Problem?
Ich habe mit Paulo Domingues
geschlafen.
Lyssa! Cherise setzte sich auf und strich
ihr zu ihrer Überraschung über die Hand.
Ich bin ja so stolz auf dich!
Ich habe fünf Jahre geschuftet, um mir
etwas Eigenes aufzubauen, und da bist du
stolz auf mich, weil ich mit einem Kunden
geschlafen habe? , fragte Alyssa entgeistert.
Ja. Du hast dich getraut, ein Risiko
einzugehen.
Einen Moment lang schloss Alyssa die Au-
gen. Ja, sie war ein Risiko eingegangen
und auf dem harten Boden der Tatsachen
aufgeschlagen. Nun stellte sie die Frage, die
ihr unaufhörlich durch den Kopf ging: Wie
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soll ich denn künftig mit Paulo
zusammenarbeiten?
Wenn du kündigst, fändest du es dann
sehr schlimm, wenn ich mich mit seinem
Hotelmanager verabrede? Mit un-
schuldigem Gesichtsausdruck trank Cherise
ihren Whisky. Charles hat mich nämlich
zum Abendessen eingeladen. Zum allerer-
sten Mal sah sie ihre Mutter erröten. Er ist
wirklich sehr lieb.
Alyssa blinzelte verblüfft. Doch vielleicht
waren ihre Mutter und Charles ja fürein-
ander bestimmt. Im Gegensatz zu mir und
Paulo, dachte sie verzweifelt.
So, und jetzt wieder zu dir. Was willst du
denn? , fragte Cherise.
Ich will Paulo , erwiderte Alyssa. Ich
liebe ihn.
Dann los!
Er will aber keine feste Beziehung.
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Ach, Papperlapapp , sagte Cherise. Män-
ner wissen doch gar nicht, was sie wollen.
Das müssen wir ihnen erst zeigen.
Alyssa lächelte schwach. Sie hatte zwar die
Sturheit und den Akzent ihrer Mutter geerbt,
aber nicht deren grenzenlosen Optimismus.
Ich war damals viel zu jung, um Mutter
zu werden , erklärte Cherise plötzlich ernst.
Und ich weiß, dass ich viele Fehler gemacht
habe.
Alyssa war einen Moment lang sprachlos.
Sonst tat ihre Mutter immer so, als sei alles
in bester Ordnung. Ist schon okay, Mom ,
meinte sie dann. Du hast es so gut gemacht,
wie du konntest.
Vielleicht. Aber es tut mir sehr leid, dass
meine Entscheidungen dir das Leben so
schwer gemacht haben. Als Cherise den
Kopf schüttelte, begannen ihre riesigen
Kreolen zu schwingen. Mein größter Wun-
sch für dich war immer, dass du in deinem
Leben nie etwas bereuen musst.
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Plötzlich war Alyssa die Kehle wie
zugeschnürt.
Doch da kehrte auch schon das typische
fröhliche Lächeln ihrer Mutter zurück. Was
hältst du davon, wenn ich dich morgen vom
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