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Tipperton hinaus in den strömenden Regen. In den Bergen grollte noch immer der Donner.
Phais und Beau sahen ihnen nach, und als sie von dem Grau verschluckt wurden, nahm der Wurrling die Hand
der Dara und gemeinsam gingen sie an dem Wagenzug entlang, während es unaufhörlich regnete.
An diesem Tag zogen die Wagenlenker die Kolonne absichtlich weit auseinander, damit niemand direkt in den
Spuren des Vordermannes fahren musste. Trotzdem sackten in der regennassen Erde manche Wagen ein und
mussten von mehreren Pferdegespannen herausgezogen werden. Folglich kamen sie nur langsam voran, und am
Abend hatten sie nur sechs Meilen geschafft. Die letzten Wagen trafen erst lange nach den ersten im Lager ein.
Es regnete unablässig weiter. Beau saß unter einer Plane, die zwischen seinem Krankenkarren und zwei Pfählen
aufgespannt war. »Puh! Und ich dachte, Armeen würden ein Land schnell durchqueren können. Aber wie lange
sind wir schon unterwegs? Acht Tage? Ja, acht Tage, seit wir querfeldein gefahren sind, und wir haben erst
siebzig Meilen geschafft.«
»Nicht einmal«, wandte Phais ein. »Nur achtundsechzig Meilen.«
»Dann frage ich Euch: Kommen Armeen immer so langsam voran?«
»Ja, wenn sie einen so großen Tross dabeihaben«, erklärte Melor.
Phais nickte zustimmend. »Aber ich habe von Loric gehört, dass die Vanadurin ...«
»Wer?«, fragte Beau.
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»Die Vanadurin, die Reiter aus den Steppen von Jord.«
»Oh.«
»Loric hat gesagt, dass sie gewaltige Entfernung in überraschend kurzer Zeit zurücklegen können.«
»In welcher Zeit?«
Phais sah den Wurrling an. »Auf offener Steppe schaffen sie fünfzig Meilen am Tag, mehrere Tage
hintereinander, und das ohne frische Pferde.«
»Fünfzig...?«
»Ich habe das auch gehört«, erklärte Melor. »Es hat etwas damit zu tun, dass sie ständig die Gangart wechseln.
Sie nennen es den Langen Ritt, glaube ich.«
»Aye«, stimmte Phais ihm zu. »Loric sagt, dass sie außerdem großartige Pferde haben, denen sie die beste
Behandlung angedeihen lassen. Sie bekommen bestes Gras, erlesenes Getreide und gutes Wasser, und sie
trainieren ihre Ausdauer und lehren sie die Künste des Krieges.«
»Fünfzig Meilen am Tag.« Beau dachte über die Zahlen nach, die Phais genannt hatte. »Und wie viel schaffen
wir? Zehn?« Er sah Melor an und grinste. »Wir brauchen eine neue Armee, was?«
Etwa fünfundzwanzig Meilen entfernt starrte Tipperton bestürzt auf eine weitere Schlucht, durch die ein
rauschender Fluss strömte. »Meiner Treu, hier bekommen sie die Wagen nicht so schnell hinüber.«
Loric stand auf und sah Vail an. »Sie sind noch zwei bis drei Tage hinter uns, angesichts des aufgeweichten
Bodens.«
»Das hier ist schlimmer als die Sumpfebene«, knurrte Tipperton.
»Die Sumpfebene?«, fragte Vail.
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»Ein Übergang über den Fluss Wilder. Eine Furt, wenn die Ufer trocken sind, und ein Moor, wenn es regnet.«
Loric deutete nach Süden. »Das Land dahinter ist nicht ganz so schlimm, Tipperton. Trotzdem, wenn die
Wagenkolonne hier ankommt, wird der Fluss zu einem reißenden Strom angeschwollen sein, denn er kommt aus
dem Rimmen, wo der Sturm am stärksten wütet. Es wird Tage dauern, bis er wieder abschwillt.«
»Morgen werden wir nach einer Furt suchen«, erklärte Vail. »Dann warten wir darauf, dass unsere Botenreiter
kommen und zeigen ihnen, was wir gefunden haben. Sie können die Kunde zur Kolonne bringen.«
»Und wenn es keinen Übergang gibt?«, fragte Tipperton. »Was dann?«
»Dann werden wir und die Kolonne warten, bis das Wasser zurückgeht und die Schlucht auf dieselbe Weise
überqueren wie die letzte.«
Tipperton seufzte frustriert.
Loric sah sich um. »Suchen wir nach einem Ort, wo wir trotz des Wetters einigermaßen trocken lagern können.«
Sie stiegen auf und ritten zu den Bergen hinauf, in der Hoffnung, eine Höhle, einen Wald oder zumindest einen
Überhang zu finden.
In der Nacht ließ der Regen nach, und am Morgen nieselte es nur noch ein wenig. Als die Wagenkolonne
aufbrach, wobei die einzelnen Wagen wieder deutlich Abstand hielten, wurden Haupttross und Vorhut noch
weiter getrennt. »Es ist schon übel genug, durch diese nassen Hügel zu rollen, auch ohne dass Ihr sie noch
aufwühlt!«, hatte Bwen Ruar zugerufen.
Erneut mussten viele Wagen von mehreren Pferden
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aus dem Schlamm gezogen werden. Und noch bevor sie eine halbe Meile gefahren waren, gerieten die ersten
Wagen ins Stocken.
»Himmel!«, schrie Tipperton, um das Donnern zu übertönen. »Ich glaube, ich könnte mit meinem Pony darüber
springen!«
Er schaute über den Spalt der schmalen Felsschlucht, die kaum sieben Meter breit war. Zwanzig Meter unter
ihnen rauschte das Wasser des Flusses durch den schmalen Spalt.
Loric drehte sich zu Vail herum. »Falls wir genug Holz finden, können wir hier hinüber!«
»Eine Brücke?«, schrie Loric.
»Aye. Aber die Stämme müssten stark sein.«
Vail sah sich um. »Im Osten stehen nicht genug große Bäume. Vielleicht finden wir ein Gehölz in den Tälern des
Rimmen.«
»Bäume brauchen Wasser, um zu wachsen!«, rief Tipperton. »Und wenn der Fluss jedes Mal anschwillt, wenn es
regnet, würde ich stromabwärts suchen.«
Loric lächelte den Wurrling an und nickte, dann stieg das Trio auf und ritt nach Westen weiter.
Gegen Mittag hörte es ganz auf zu regnen. Beau streifte seine Kapuze zurück und schaute dankbar zum Himmel.
Im Verlauf des Tages riss die graue Bewölkung auf, und blaue Flecken tauchten auf. Als die Kolonne am Abend
anhielt und ein Lager aufschlug, zogen nur noch weiße Wolken über den Himmel.
Trotzdem hatten sie wegen des aufgeweichten Bodens nur fünf Meilen zurückgelegt.
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Beim Essen sagte Phais: »Heute ist Herbsttag, der Tag, an dem Licht und Dunkel sich die Waage halten. In der
Nacht werden wir feiern.«
Melor sah hoch und nickte, aber Beau erblasste. »Meiner Treu, was für ein finsterer Gedanke.«
Phais warf ihm einen überraschten Blick zu. »Finster?«
»Aber Lady Phais, von jetzt an wird das Dunkel die Oberhand gewinnen. Ich hoffe, dass ist kein böses Omen.«
Phais zog den Wurrling an sich. »Habt keine Furcht, kleiner Freund. Denn dieser Tag markiert nur den Wechsel
der Jahreszeiten, und wir feiern die Ernte.«
Beau nickte, aber seine trübe Miene hellte sich nicht auf.
In dieser Nacht beobachteten die Baeron staunend, wie tausend Dylvana und eine Lian den Herbsttag mit einem
feierlichen Tanz begangen. Und zwischen den sich drehenden und singenden Elfen tanzte und sang und drehte
sich auch ein einsamer kleiner Wurrling.
Mehr als zwanzig Meilen von ihnen entfernt, in einem Gehölz aus hohen Pinien, feierten drei weitere Gestalten
das Ritual unter dem abnehmenden Mond.
»Eine Brücke?«
»Aye, Lady Bwen«, erwiderte Ruar. »Vorausgesetzt, Ihr habt in Euren Wagen das notwendige Gerät, um sie zu
errichten.«
»Wir haben Äxte und Sägen, das schon.«
Ruar wandte sich an Gara. »Eure Pferde sind besser geeignet, die schweren Stämme zur Enge zu schleppen.«
Gara nickte. »Ich versammle einige Männer, die der Lady Vail zum Gehölz folgen sollen. Wenn Ihr die Schlucht
erreicht«, sagte er zu Bwen, »sollte die Brücke stehen.«
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Bwen kratzte sich den Kopf und warf einen kurzen Blick zur Sonne hinauf. Dann schlug sie mit der Hand gegen [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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